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Olivera

Olivera ist 13 Jahre alt und lebt in Resen, einem 500-Seelen-Ort in Mazedonien. Sie spielt selten unbeschwert mit anderen Kindern, weil sie sich schämt.

Denn das Mädchen hat schlimme Narben an beiden Beinen. Rund 40 Prozent ihrer Haut sind zerstört. Außerdem hat sie Probleme beim Laufen, weil sich durch die Narbenstränge die Knie immer mehr nach innen ziehen. Um überhaupt gehen zu können, kompensiert sie die Behinderung, indem sie die Füße nach außen dreht. Das Unglück passierte vor zehn Jahren bei einem Besuch bei der Großmutter, die gerade Waschtag hatte. Der Bottich mit der heißen Seifenlauge stand auf einem Stuhl. Die kleine Olivera stieß beim Spielen gegen den Stuhl und die heiße Flüssigkeit ergoss sich über ihren Schoß und ihre Beine.

Die Eltern brachten ihr vor Schmerzen schreiendes Kind sofort in das nächstgelegene Krankenhaus. Dort brach der Kreislauf durch die Schwere der Verletzungen zusammen und Olivera fiel für eine Woche ins Koma. Nachdem sie wieder bei Bewusstsein war, wurde sie in ein Militärkrankenhaus nach Skopje gebracht, wo die Ärzte mehr Erfahrungen mit thermischen Verletzungen hatten.

Eine Transplantation der offenen Flächen misslang.

Die Eltern bangten weiter um das Leben ihrer schwerstverletzten Tochter. Hilfe brachte schließlich eine Creme aus China, mit der die Wunden endlich heilten. Allerdings mit sichtbaren, derben Narben. Eine erneute Vorstellung in einem Krankenhaus in Skopje war frustrierend. Man konnte dem Mädchen in seiner Heimat nicht helfen, weil es keine spezialisierten Ärzte gibt.

Olivera hat dennoch Glück im Unglück. Denn ihre Tante Maria lebt in Idstein im Taunus. Durch Zufall erfuhr sie von CICATRIX e.V. Sie nahm Kontakt mit Präsidentin Regina Heeß auf und bat um Hilfe. Eine Bitte, die sofort Gehör fand. Vom 23. 03. - 20.04.2006 war Olivera mit ihrer anderen Tante Zore in Deutschland. In den ersten anderthalb Wochen behandelte Regina Heeß das Kind täglich mit UVM, um die Narben geschmeidig zu massieren. Hier lernte Olivera auch, ihre Narben mit Camouflage zu tarnen. Danach wurde sie vier Tage stationär im Klinikum Offenbach aufgenommen, wo Prof. Dr. Henrik Menke Entlastungsschnitte an den Innenseiten der Oberschenkel durchführte.

Olivera erzählt:

Wir leben in Mazedonien in einem kleinen Dorf in der Nähe von einem See. Am Wochenende gehe ich dort oft mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder baden. Die Kinder spielen immer im Sand, wenn ihr zu ihnen ging, um mitzuspielen, sind sie stets weggelaufen. Deshalb habe ich immer alleine gespielt. Auch in der Schule bin ich meistens alleine, weil ich mich schäme. Denn ich habe schlimme Narben und kann nicht richtig gehen.

Zum Geburtstag habe ich von meiner Tante ein Fahrrad geschenkt bekommen. Die Mädchen aus dem Dorf wollten nicht mit mir fahren, weil ich wegen der Schmerzen in meinen Beinen nur ganz langsam fahren kann. Dann hat meine Tante mir von Regina Heeß und CICATRIX erzählt. Ich hatte schon ein bisschen Angst. Vor dem Flug und auch davor, dass die Behandlung und die Operation weh tun.

Der Flug war sehr aufregend für mich. Auch die vielen Flugzeuge auf dem Flughafen in Köln. Als wir mit dem ICE nach Frankfurt weitergefahren sind, kam ein Kellner aus dem Bord-Bistro in unser Abteil. Er hatte eine schwarze Hautfarbe und ich dachte im ersten Moment, er sei in einen Kohlenkeller gefallen. Ich hatte ja noch nie zuvor einen Farbigen gesehen.

Durch die Entlastungsschnitte wird Olivera wieder normal laufen können.
Durch die Entlastungsschnitte wird Olivera wieder normal laufen können.

UVM, Camouflage und Entlastungsschnitte helfen dem Kind

Die Behandlung bei Frau Heeß hat überhaupt nicht weh getan. Es hat eher gekitzelt, wenn sie mit dem Staubsauger über meine Narben gefahren ist. Schon nach der ersten Behandlung merkte ich, dass ich meine Beine viel mehr strecken kann. Die Narben sind nicht nur weicher, sondern auch viel glatter geworden. Obwohl Frau Heeß mich nur neun Mal behandelt hat.

Als wir in die Klinik nach Offenbach gefahren sind, dachte ich, das Rebentisch-Zentrum wäre ein Hotel. Bei uns sehen Krankenhäuser nämlich ganz anders aus. Prof. Menke war genauso nett zu mir wie Frau Heeß. Nachdem ich ihn kennenlernte, hatte ich überhaupt keine Angst mehr vor der Operation. Nach der OP bekam ich etwas Fieber. Eine kroatische Schwester gab mir ein Medikament und spielte dann mit mir Memory.

Wieder bei meiner Tante musste ich mich schonen. Ein Arzt vor Ort wechselte meine Verbände. Die Wunden haben nur die ersten Tage etwas weh getan und ich merkte, dass ich mit jedem Tag besser laufen konnte. Einen Tag, nachdem Prof. Menke die Fäden gezogen hat, haben wir dann Deutschland verlassen.

Ich bleibe jetzt noch bis Juni bei meiner Tante Maria in Kroatien. Sie wird mit mir die Übungen machen, die Frau Heeß ihr gezeigt hat. Denn meine Muskeln und Sehen sind verkürzt. Es wird eine Weile dauern, bis ich normal wie andere Kinder auch laufen kann. Ich bin sehr dankbar, daß CICATRIX mir geholfen hat. Und möchte mich bei allen lieben Menschen bedanken, die mir geholfen und für meinen Aufenthalt gespendet haben.

Mit Camouflage sieht man fast nicht mehr von den Narben. Olivera und Simona Wolf
Mit Camouflage sieht man fast nicht mehr von den Narben. Olivera und Simona Wolf

Diesem Dank Olivera's schließen wir uns an.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Spendern und Sponsoren, insbesondere bei


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